Weibliche Wut

Wochenthema

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Luisa Brauch

1/28/20223 min read

Wut kennen wir alle. Sie ist eine menschliche Emotion. Dennoch kann ausgelebte Wut gesellschaftlich sehr unterschiedlich aufgefasst werden. Wütende Männer werden häufig als durchsetzungsfähig, entschlossen und willensstark empfunden. Wütende Frauen dagegen werden von der Gesellschaft als „hysterisch“, emotional und unzurechnungsfähig aufgefasst. Ein Experiment zeigt diese unterschiedliche Einordnung der selben Emotion schon bei Babys. Schrie ein Junge so wurde dies als Wut oder Willensstärke bewertet während das Schreien des Mädchens eher mit Traurigkeit und Hilflosigkeit assoziiert wurde. So kommt es auch, dass von Männern ausgelebte Wut die Karriere tendenziell fördert während bei Frauen genau das Gegenteil der Fall ist. Frauen schadet es wenn sie ihre Unzufriedenheit über etwas zu stark zum Ausdruck bringen. Doch warum ist das so? Warum ist die männliche Wut soviel respektierter als die weibliche?

Dies findet seinen Ursprung in alten Rollenvorstellungen. Frauen sollen Wärme ausstrahlen, Geborgenheit vermitteln und dabei natürlich möglichst gut aussehen. Wut passt nicht zu dieser Vorstellung einer Frau. Wut ist unbequem und fordernd. Eine wütende Frau ordnet sich nicht unter sondern steht für sich ein und möchte etwas verändern. Das macht Wut unweiblich. Besonders problematisch kann es für schwarze Frauen werden. Hier herrscht das Stigma der „angry black woman“, also der „wütenden schwarzen Frau“. Eine Vorstellung die nicht nur sexistisch sondern auch rassistisch ist und die sich in der Kolonialzeit gebildet hat. Es handelt sich bei der „angry black woman“ jedoch nicht nur um einen Stereotype sondern um eine von vielen Abwertungsstrategien gegenüber Frauen. Statt Gehör zu finden werden wütende Frauen seit Jahrhunderten belächelt oder als „hysterisch“ abgestempelt. Das führt dazu, dass Frauen und Mädchen häufig bereits im Kindesalter lernen Wut zu unterdrücken. Eine Verhaltensweise die als „Self-Silencing“ bezeichnet wird und gesundheitliche Folgen haben kann. Menschen die ihre Wut unterdrücken drohen psychische wie auch physische Erkrankungen (so zeigen Studien, dass unterdrückte Emotionen z.B. zu einem erhöhten Schlaganfall-Risiko führen können).

In der Pubertät erkranken Mädchen dreimal so oft wie gleichaltrige Jungs an Depressionen. Sie leiden häufiger an Essstörungen oder verletzen sich selbst. Dies hat sicher viele Faktoren, aber unterdrückte Wut dürfte einer davon sein. Dabei geht es nicht um die Verherrlichung von Aggression und Gewalt. Im Gegenteil, diese Form der Wut bricht wohl eher aus, wenn wir nie gelernt haben mit Wut umzugehen oder sie zulange unterdrückt haben. Mit gewisser emotionaler Kompetenz kann Wut eine Emotion sein die Gutes hervorbringt. Menschen die gelernt haben mit Wut auf gesunde Weise umzugehen sind kreativer, optimistischer, können Probleme besser lösen und politisch mehr bewegen als Menschen die ihren Ärger still runterschlucken. Frauen wie Greta Thunberg und Rosa Parks die auf friedlicher Ebene so viel erreicht haben verdanken ihren Mut und ihre Kraft sicher auch der Wut. Wut kann uns beflügeln und uns helfen für das Richtige einzustehen. Aber sie beschützt uns auch vor Unrecht.

Wütende Frauen sind wichtig für jede Gesellschaft. Auch wir von FDG befassten uns mit der Wut und fragten uns:

  • Was macht mich wütend?

  • Wurde ich schonmal als hysterisch oder zickig bezeichnet?

  • Habe ich bereits positive Auswirkungen meiner Wut erlebt? Haben sich Dinge verändert?

  • Gibt es eine konstruktive Integration der Wut?

  • Was denke ich, was durch weibliche Wut generell verändert werden kann?

Wenn du wissen willst was uns wütend macht, schau gerne auf unserer Instagramseite
vorbei.


Quellen:
Angry Black Woman“? Popstars wehren sich gegen rassistische Zuschreibung

SZ-Magazin - Ist es radikal, wütend zu sein?

The power of women's anger | Soraya Chemaly

Speak out": Ein Buch über die unerwünschte weibliche Wut | Kulturjournal | NDR

Weibliche Wut: Warum sie die Welt verändern kann

Die "Angry Black Woman": Drei Schwarze Frauen sprechen über ihre Wut

Deutschlandfunkkultur - Emotionsforschung

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