Ich demonstriere, weil

Aktion

PRESSEBERICHTE

3/11/20214 min read

In unserer Whatsappgruppe starteten wir den Aufruf, ein Plakat mit dem Grund warum wir demonstrieren und Feminist*innen sind zu teilen und die Geschichte dahinter zu erzählen. Es kamen mehr als 30 Statements zusammen, die jeden Tag auf Instagram geteilt wurden.

Einzelne Geschichten möchten wir hier nochmals teilen:

Lena aus Bösingen - Ich hab mir überlegt, was es in meiner perfekten Zukunft nicht mehr geben soll. Neben Rassismus, Klimaungerechtigkeit und Sexismus könne ich noch viele weitere Dinge aufzählen, die ich sofort abschaffen würde, wenn es in meiner Macht stehen würde.

So hab ich mir aber auch mal wieder Gedanken darüber gemacht, wie viel Einfluss Rollenbilder leider immer noch haben und ja, es macht mich ehrlich gesagt ziemlich wütend und traurig zugleich.
Allein wenn ich auf Instagram durch den Reiter „Entdecken“ scrolle kann ich meist nur den Kopf darüber schütteln, wie viele Rollenbilder dort reproduziert werden.
Weiter geht’s in jedem Laden, egal ob Drogerie, Klamotten oder Elektrogeschäft.
Seien es die „Mädels- und Jungsshampoos“ ganz klassisch natürlich in pink und blau. Oder die Werbung für technische Geräte... Na wo kämen wir auch hin, wenn ein Mann auf einem Werbeplakat für die Waschmaschine stehen würde oder eine Bohrmaschine mit dem Bild einer begeisterten Frau auf dem Bau beworben wird.

Aber wisst ihr was mir noch viel mehr zu denken gibt... dass alle Menschen, die in keine dieser dummen Geschlechterschuladen passen einfach untendurchfallen. Als gäbe es sie nicht. Als hätten sie kein Platz. Und das darf nicht wahr sein! Deshalb bin ich laut und deshalb geh ich auf die Straße! Weil es mehr als männlich* und weiblich* gibt. Weil Vielfalt gelebt und gezeigt werden muss und weil Rollenbilder endlich Geschichte sein sollen.

Verena aus Hochmössingen - Im Jahr 2019 lag die Teilzeitquote von erwerbstätigen Frauen mit minderjährigen Kindern bei 66,2 Prozent. Bei erwerbstätigen Männern lag die Teilzeitquote im gleichen Jahr bei 6,4 Prozent (Quelle: Statista).
In anderen Worten - Familie und Karriere unter einen Hut zu bekommen ist Frauensache. Die Folgen davon sind fatal und reichen von der Paygap, über die Altersarmut (75% der Frauen zwischen 35 und 50 droht später Altersarmut) zur mangelnder Präsenz von Frauen in Führungspositionen. Frauen sind in den allermeisten Berufen unterrepräsentiert und es fehlt an Vorbildern und Repräsentantinnen.

Shahin aus Dunningen - Erstens: Am 20.03.2021 wurde die Istanbul-Konvention von der Regierung außer Kraft gesetzt. Deswegen waren viele Frauen auf der Straße in der Türkei, um gegen diese Schande zu protestieren.
Was ist die Istanbul Konvention:
Die Istanbul-Konvention soll Frauen und Mädchen besser vor Gewalt schützen - sei es zu Hause oder anderswo. Das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt wurde am 11. Mai 2011 in Istanbul unterschrieben. Sie wurde inzwischen von 45 Staaten und der Europäischen Union unterzeichnet.
Die Unterzeichnerstaaten verpflichten sich, Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie alle Formen von häuslicher Gewalt - etwa Vergewaltigung in der Ehe - als Verbrechen einzustufen und entsprechend zu bestrafen. Außerdem sollen Gewaltopfer spezielle Schutzeinrichtungen, beispielsweise Frauenhäuser, sowie psychologische und soziale Beratung angeboten bekommen. Als "Gewalt" gilt laut Abkommen nicht nur physische Gewalt, sondern auch geschlechtsspezifische Diskriminierung, Einschüchterung oder wirtschaftliche Ausbeutung.
Zweitens: Am 03.03.2021 wurde Sarah Everard brutal auf dem Heimweg in der Nacht getötet in England. Bis jetzt gibt es keinen ausführlichen Bescheid von der Regierung.

Kathi aus Mariazell - Wut von Frauen macht sie zu hysterischen Furien, Wut von Männern ist ein angemessenes Mittel, um ihre gerechtfertigte Empörung zum Ausdruck zu bringen. So werden die Anliegen von Frauen* weniger gehört oder übergangen. Auch Emotionen wie Schmerz, Trauer und Angst, die oft weiblich gelesen werden, werden als weniger wichtig erachtet, weil sie als Schwächen angesehen oder für irrational gehalten werden, statt als klare Anzeichen für Schieflagen erkannt zu werden. Das sind nur wenige Beispiele, in denen Frauen* pathologisiert werden.
Kleingehalten werden Frauen* schon von klein auf. Wenn ein Mädchen* nicht still sitzen kann und gerne herumtobt, stimmt etwas nicht mit ihr*, ein Junge* ist einfach nur lebhaft. So wird uns schon von Kindesbeinen an gezeigt, wer Raum einnimmt in unserer Gesellschaft und das spiegelt sich wider in Führungsetagen, Wortbeiträgen bei Meetings und auch in simplen Körperhaltungen.